Was ist Cross Docking?
Wenn es darum geht, als Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben und die Leistungsfähigkeit zu steigern, sind die Flexibilität und der Kostendruck zentrale Themen. Für ein produzierendes Unternehmen gehören dabei die Lagerkosten zu den besonders kritischen Faktoren. Die Lagerkosten schließen zum einen die Ausgaben ein, die entstehen, um die benötigten Lagerkapazitäten bereitzustellen. Zum anderen fließt der finanzielle Aufwand für die Abwicklung der Abläufe im Lager wie zum Beispiel das Ein- und Auslagern oder Kommissionieren der Ware ein.
Eine Methode, um sowohl die Lagerkosten zu senken als auch die Durchlaufzeiten zur verkürzen, ist das sogenannte Cross Docking. Wir erklären, was sich dahinter verbirgt und wie das Verfahren funktioniert:
Was ist Cross Docking?
Cross Docking bedeutet ins Deutsche übersetzt Kreuz-Verkupplung und beschreibt eine Art des Warenumschlags ohne eigenen Bestand. Das Ziel ist, keine Ware einzulagern, sondern direkt umzuschlagen und an den Kunden zu schicken.
Dazu kommissioniert der Lieferant oder Absender die Ware bereits vor. Ware, die angeliefert wird, nimmt keinen Umweg über das eigene Lager, sondern wird gleich den jeweiligen Warenausgängen zugeordnet und weiterverschickt.
Durch diese Vorgehensweise führt das Distributionsverfahren zu mehreren Vorteilen. Dazu gehört, dass die Durchlaufzeiten kürzer sind und die Anlieferung zeitgerecht erfolgt. Weil der Bestand deutlich kleiner ist, wird weniger Lagerplatz benötigt. Außerdem entfallen klassische Lagerprozesse wie die Ein- und Auslagerung von Ware. Unterm Strich können so Lagerhaltungskosten eingespart werden.
Inhalt
In welchen Varianten gibt es das Cross Docking?
Die Warenannahme und Einlagerung, die Lagerhaltung, die Kommissionierung und die Auslagerung sind Arbeitsschritte, die beim Cross Docking grundsätzlich wegfallen.
Je nach Ablauf werden bei dem Distributionsverfahren dann drei Varianten voneinander unterschieden:
- Einstufig: Der Lieferant liefert die Ware als logistische Einheit fertig kommissioniert und in der Endverpackung an. Ohne weitere Veränderungen vorzunehmen, wird die Ware im Versandbereich dem jeweiligen Auftrag zugeordnet und an den Kunden weitergeleitet.
- Zweistufig: Die Ware wird in unveränderter Form bis zum Umschlagplatz geschickt. Dort wird die Ware neu sortiert. Es werden also neue Einheiten gebildet, die anschließend an die Kunden versendet werden.
- Mehrstufig: Bei dieser Variante des Cross Docking finden am Umschlagplatz zusätzliche Arbeitsschritte statt. So wird die Ware zum Beispiel etikettiert oder nach Größen sortiert, bevor sie als neue Einheit an den Kunden weitergeleitet wird.
Wie läuft das Cross Docking in der Praxis ab?
Diese Art des Warenumschlags lässt sich am besten an einem einfachen Beispiel erklären. Angenommen, ein Unternehmen vertreibt Produkte, die es teilweise selbst herstellt und teilweise zukauft.
Bei der klassischen Lagerhaltung lagert das Unternehmen sowohl die Produkte aus der Eigenproduktion als auch das zugekaufte Warensortiment ein. Erteilt ein Kunde einen Auftrag, kommissioniert das Unternehmen die Bestellung aus dem Lager, verpackt sie im Versandbereich und schickt sie los, sobald die Bestellung komplett und versandfertig ist.
Im Unterschied dazu lagert das Unternehmen beim Cross Docking nur die selbst produzierte Ware ein. Bei einer Bestellung kommissioniert es diese Produkte und sorgt gleichzeitig dafür, dass der Lieferant die zugekaufte Handelsware rechtzeitig zum Liefertermin anliefert. Im Versandbereich werden die beiden Warengruppen dann zusammengeführt, verpackt und verschickt.
Was ist beim Cross Docking wichtig?
Damit das Cross Docking funktioniert, müssen alle Schritte entlang der gesamten Lieferkette transparent sein und lückenlos ineinander greifen. Alle Beteiligten, angefangen vom Hersteller über den Lieferanten und das Lager bis hin zum Kunden müssen miteinander vernetzt sein.
Sehr wichtig ist außerdem, dass die vereinbarten Liefertermine eingehalten werden. Die Abläufe müssen so geplant und gesteuert sein, dass die richtigen Produkte in der bestellten Menge zum abgesprochenen Zeitpunkt beim jeweiligen Kunden ankommen.
Das klappt nur, wenn alle Partner in der Wertschöpfungskette an einem Strang ziehen und die getroffenen Absprachen einhalten.
Vor allem was die IT betrifft, stellt erfolgreiches Cross Docking hohe Anforderungen. Das System muss in der Lage sein, den Datenfluss in Echtzeit sicherzustellen, Stamm- und Bewegungsdaten auf aktuellen Stand zu halten und Warenströme zu synchronisieren.
Der Informationsfluss darf zu keinem Zeitpunkt ins Stocken geraten oder gar abbrechen. Aber auch die Mitarbeiter müssen mit dem System umgehen können und den Überblick behalten.
Ein weiterer Aspekt ist der notwendige Platz im Umschlagbereich. Hier müssen genügend Flächen vorhanden sein, auf denen die Waren bereitgestellt, transportiert und bearbeitet werden können. Zudem sind Ladetore in einer Anzahl erforderlich, die gewährleistet, dass die Ware touren- oder kundenbezogen gesammelt werden kann.
Für welche Unternehmen eignet sich Cross Docking?
Die erfolgreiche Planung und Umsetzung von Cross Docking ist komplex und aufwändig. Die Methode ist deshalb in erster Linie für Unternehmen interessant, die große Warenmengen umschlagen und dabei mit einer überschaubaren Anzahl an standardisierten Logistikeinheiten arbeiten.
Es geht also hauptsächlich um Verteilernetzwerke, die viele Warenein- und -ausgänge bei planbaren Mengen haben. Ein klassisches Beispiel dafür sind Einzelhandelsunternehmen, bei denen ein Zentrallager die einzelnen Filialen versorgt.
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