Welche Ziele hat die Wertanalyse?
Eine Wertanalyse möchte unnötige Kosten senken und die Qualität der Abläufe oder Produkte verbessern. Eine systematische Vorgehensweise ermöglicht, Potenziale aufzuspüren, wie die Effizienz gesteigert werden kann, ohne dabei die Funktionalität zu mindern. Doch was heißt das genau? Welche Ziele hat die Wertanalyse? Wie läuft sie ab?
Wir klären auf!:
Inhalt
Wo hat die Wertanalyse ihren Ursprung?
Unternehmen streben die Gewinnoptimierung an. Dazu gehört unter anderem, eine gleichbleibend hohe Qualität bei möglichst geringen Kosten zu liefern. Doch um die Kosten möglichst gering zu halten, müssen Unternehmen wissen, wo diese entstehen.
Hier kommt die Wertanalyse ins Spiel. Sie zeigt Einsparmöglichkeiten auf, kann aber auch Arbeitsprozesse verschlanken oder Lieferzeiten verkürzen. Das kann ebenfalls zur Gewinnoptimierung beitragen.
Die Wurzeln der Wertanalyse liegen in der Nachkriegszeit. Damals waren sowohl Rohstoffe als auch Fachkräfte rar. Also suchte Lawrence D. Miles, Chefeinkäufer von „General Electric“, nach einer Möglichkeit, um die Materialkosten zu senken, ohne die Produktqualität zu verschlechtern.
So war im Jahr 1947 die Value Analysis geboren. Im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zum Value Engineering, also zur Wertanalyse, weiter.
Die deutsche Fachliteratur definiert die Wertanalyse als „eine vom Produkt unabhängige, systematische Methode zur Problemerkennung und -lösung, um den vom Kunden bzw. Anwender gewünschten Nutzen mit den geringstmöglichen Kosten zu realisieren, ohne dabei Qualität, Zuverlässigkeit und Marktfähigkeit negativ zu beeinflussen“.
Inzwischen ist aus der ursprünglichen Wertanalyse das Value Management geworden und mit dem Wertanalytiker gibt es sogar einen eigenständigen Beruf.
Welche Ziele hat die Wertanalyse also nun?
Die Wertanalyse setzt an verschiedenen Stellen an, um Optimierungen durchzuführen. Dabei stehen vor allem die Kosten im Mittelpunkt. Sie können einerseits direkt gesenkt werden, indem zum Beispiel die Einkaufspreise verringert werden.
Andererseits ist eine indirekte Senkung möglich, wenn zum Beispiel durch optimierte Prozesse geringere Personalkosten anfallen.
Ein zweiter Ansatzpunkt ist die Produktqualität. Hier geht es darum, durch qualitativ hochwertigere Produkte mehr Absatz zu generieren.
In der Praxis führt aber oft allein die Durchführung der Wertanalyse dazu, dass sich weitere Effekte ergeben, weil zum Beispiel fachliches Know-how entsteht oder die Zusammenarbeit besser wird.
Zu den Zielen der Wertanalyse kann also gehören:
- Kosten einsparen
- Produkte verbessern
- Lieferzeiten verkürzen
- Prozesse beschleunigen
- Verwaltung entschlacken
- Lieferanten bewerten
- Nutzen für Kunden und damit auch Kundenzufriedenheit steigern
- Motivation, Know-how oder Kreativität der Mitarbeiter erhöhen
Wann bietet sich eine Wertanalyse an?
Es gibt verschiedene Situationen, die für eine Wertanalyse sprechen.
Denn sie kann das richtige Instrument sein, um Lösungen für Probleme wie diese zu finden:
- Wettbewerb: Die Anforderungen der Kunden haben sich verändert und die Produkte der Konkurrenz erfüllen die Kundenwünsche besser. Daneben ist möglich, dass sich das Unternehmen mit seinem Angebot nicht von der Konkurrenz abheben kann, weil eindeutige Alleinstellungsmerkmale fehlen.
- Preis: Verglichen mit der Konkurrenz sind die Preise für die eigenen Produkte zu hoch. Um konkurrenzfähig zu bleiben und sich auf dem Markt zu behaupten, müssen Einsparmöglichkeiten gefunden werden.
- Kosten: Die Herstellungskosten oder die Gemeinkosten sind zu hoch oder der Verwaltungsaufwand ist zu groß. Dadurch ist die Gewinnspanne nicht zufriedenstellend.
- Zeit: Die Lieferzeiten sind zu lang, die Bearbeitung von Aufträgen zieht sich oder das Unternehmen braucht zu lange, um neue Produkte zu entwickeln. Das Unternehmen ist insgesamt zu langsam.
- Organisation: Die Abläufe im Unternehmen sind zu aufwändig, zu umständlich und zu teuer. Einige Arbeiten sind überflüssig, während andere Aufgaben liegen bleiben. Insgesamt ist das Unternehmen nicht flexibel genug.
- Kunden: Kunden würden gerne kaufen, haben aber nicht das notwendige Budget für das vorliegende Angebot. Alternativlösungen, um auch andere Kundengruppen zu bedienen, hat das Unternehmen nicht.
In allen diesen Fällen kann die Wertanalyse dabei helfen, Optimierungspotenzial und damit auch Einsparmöglichkeiten aufzuspüren.
Wie läuft eine Wertanalyse ab?
In früheren Beschreibungen gemäß DIN 69910 und VDI 2800 umfasste die Wertanalyse sechs Arbeitsschritte. Inzwischen sind es nach DIN EN 12973 und der neueren Fassung der VDI 2800 zehn Arbeitsschritte.
Sie beginnen mit der Projektvorbereitung und enden mit der Kontrolle der Lösung nach deren Umsetzung.
Diese systematische Vorgehensweise trennt zum einen analytische und kreative Arbeitsprozesse voneinander und ermöglicht zum anderen, Lösungsvorschläge wertfreier zu betrachten.
Die zehn Schritte der Wertanalyse sind:
- Projektvorbereitung
- Projektdefinition
- Projektplanung
- Datensammlung
- Kosten- und Funktionsanalyse
- Sammeln von Lösungsideen
- Analyse der Lösungsideen
- Entwicklung ganzheitlicher Vorschläge
- Präsentieren der Vorschläge
- Umsetzung und Kontrolle der Lösung
Um die einzelnen Schritte der Wertanalyse einfacher darzustellen, lässt sie sich in fünf Phasen unterteilen. Die zehn Schritte, die der Ablaufplan vorsieht, werden trotzdem alle durchgeführt.
Doch durch die Einteilung in fünf Phasen lassen sie sich besser voneinander abgrenzen.
Phase 1: das Projekt vorbereiten
Die erste Phase leitet die Wertanalyse als Projekt ein. Dazu gründet das Management ein Projektteam und gibt diesem die Aufgabe und ein grobes Ziel vor. Bei Bedarf wird auch ein Budget zugeteilt.
Die weiteren Schritte führt das Projektteam selbst durch. Es arbeitet einen Projektplan aus, definiert die konkreten Einzelziele, die Arbeitsschritte und die dafür notwendigen Maßnahmen. Außerdem setzt es Fristen.
Phase 2: die Situation analysieren
In der zweiten Phase beginnt die eigentliche Arbeit. Dabei ist das Ziel zunächst, das Problem der Ist-Situation aufzuspüren. Das Projektteam trägt dafür verschiedenste Daten zusammen. Dazu gehören Arbeitsprozesse, Technologien, Verkaufszahlen, Gesetze, Kostenanalysen und diverse andere Kennzahlen, Daten und Fakten.
Allerdings wird im Rahmen der Ist-Analyse nicht nur das eigene Unternehmen betrachtet. Stattdessen fließen auch die Lieferanten und der Absatzmarkt in die Auswertung ein.
Außerdem wird meist nicht ein einzelnes Produkt untersucht, sondern die verschiedenen Güter der Materialwirtschaft werden herangezogen.
Phase 3: den Soll-Zustand definieren
Die Grundlage für Lösungsvorschläge bildet der Soll-Zustand, der erreicht werden soll. Ausgehend vom übergeordneten Ziel legt das Projektteam dafür fest, was die Wertanalyse konkret erreichen soll, und bestimmt dabei Unterziele.
Außerdem beziffert das Projektteam die Unterziele mit Zahlen.
Als Ergebnis kann die Wertanalyse zum Beispiel darauf abzielen, den Absatz um 20 Prozent zu steigern und die Einkaufs- und die Produktionskosten jeweils um 15 Prozent zu senken.
Phase 4: Lösungen finden und auswerten
Die vierte Phase ist eine kreative Phase. Nun geht es darum, möglichst viele Ideen zu sammeln, die sich als Lösungsansätze zur Zielerreichung eignen könnten. Dabei wird zunächst jeder Vorschlag erfasst.
Brainstorming, Literaturrecherche, Synektik oder auch ein Blick auf die Konkurrenz sind Methoden, die bei der Lösungsfindung helfen können.
Anschließend prüft das Projektteam die gesammelten Lösungsvorschläge. Die Ideen und Ansätze, die dazu beitragen können, vom Ist-Zustand in den angestrebten Soll-Zustand zu kommen, werden weiterverfolgt.
Phase 5: die Lösungen umsetzen und kontrollieren
Nach der Auswertung der Lösungsvorschläge folgt die Umsetzung. Die Wertanalyse ist grundsätzlich erst dann abgeschlossen, wenn die Ideen nachhaltig realisiert wurden.
Dazu arbeitet das Projektteam mit den betroffenen Abteilungen zusammen. Außerdem kontrolliert es, ob die neuen Konzepte eingehalten werden und tatsächlich zum gewünschten Ziel führen.
Was bringt die Wertanalyse?
Eine systematisch durchgeführte Wertanalyse bietet die Chance, die Kosten deutlich zu senken und die Leistungen erheblich zu verbessern. In der Praxis hat sie sich deshalb schon seit Jahrzehnten bewährt.
Das Einsparpotenzial ist oft hoch, weil überflüssige Funktionen von Produkten erkannt und korrigiert werden können. Durch neue Lösungen werden dann unnötige Kosten beseitigt.
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